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„(…)Auf der Bühne stapeln sich weiße undschwarze Holzkisten. Ihre Verwendung istvielfältig. Sie dienen als Podium für dengroßtönenden Auftritt ebenso wie als Floß,mit dem Humboldt und sein französischerKompagnon Aimé Bonpland auf dem Orinokoherumschippern. Geöffnet ergeben sichweitere Spielflächen. Gauß dient eine Kisteals Studierstube, in der er, von Neonröhrenilluminiert, seine Formeln an die Wand kritzelt.Humboldt und Bonpland wiederumtauchen zu Regenwald-Vogelgezwitscherganz in eine Kiste ab. Bühnenbildner WolfgangMenardi hat sie als Höhle ausstaffiert.In ihr betätigen sich die zwei Forscher alsLeichenschänder. „Wir stehlen den India-nern ihre Toten“, gibt Bonpland-DarstellerStefan Maaß vorsichtig zu bedenken. „Achwas“, faucht Markus Völlenklee als Humboldtmit strenger Miene zurück. „Es gehthier einzig und allein um die Wissenschaft.“In so manchem Dialog ist die Dialektikder Aufklärung mit Händen zu greifen.Doch bevor es zu philosophisch wird, wirftMaya Fanke wieder die Theatermaschinean und lässt es donnern, blitzen und regnen.In dieser Inszenierung wird jeder zumfreudestrahlenden Kind, Zuschauer ebensowie Darsteller. Zu Beginn sehen wir Alexandervon Humboldt und Carl Friedrich Gauß- er wird gespielt vom gestandenen MichaelVogtmann - als vorlaute Schulbuben. Beidetragen Pudelmütze und kauen Fingernägel.Es ist eine Blödelszene in schönster Otto-Schenk-Manier: präzise choreografiert undvon anarchischem Witz. In der kurzweiligenInszenierung von Maya Fanke gibt es noch einige davon.“
Süddeutsche Zeitung, 19.03.2014
Viel Applaus für Neuinszenierung von „Die Vermessung der Welt“
Das von Maya Fanke inszenierte Stück beruht auf der Fassung von Dirk Engler aus dem Jahr 2008. Die Geschichte rund um Alexander von Humboldt (1769-1859) und Carl Friedrich Gauß (1777-1855) ist stets unterhaltsam inszeniert, doch zuweilen kippte das Spiel ein wenig in Richtung Klamauk. Markus Völlenklee in der Rolle des Naturforschers Humboldt und Michael Vogtmann als Mathematiker Gauß spielten ihre Rollen überzeugend und mit Hingabe und wurden vom Publikum mit Jubelrufen belohnt. Das Bühnenbild ist einfach gehalten mit großen Holzkisten, die verschoben und hochgezogen werden können. Wenn Humboldt die Welt bereist und sich durch den Dschungel kämpft, dampft es aus einer der mit Pflanzen vollgestopften Kisten und bei starkem Sturm werden die Darsteller auf der Bühne durchaus auch nass. (…) Das Leben der beiden Charaktere - der mutige Humboldt, der vor allem durch Ausprobieren lernt und forscht und der menschenfeindliche Gauß, der fast sein ganzes Leben lang in einer Stadt bleibt - wird auch im Stück abwechselnd in Episoden dargestellt, wobei dem Erzähler eine wichtige Rolle zukommt. Schließlich wurde hier ein Roman mit 280 Figuren und mehreren hundert Seiten auf sieben Darsteller und zweieinhalb Stunden reduziert.
Dpa, 09.03.2014