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„Im Familienkrieg Capulet gegen Montague prallen metallene Stangen geräuschvoll aufeinander, kein Platz für Scharmützel – hier prallt Hass auf Hass. Die Spielzeiteröffnung der großen Bühne im Theater Paderborn beginnt mit einer bilderreich stilisierten „Romeo und Julia“-Inszenierung von kühler Ästhetik. Die Romantik zwischen Romeo und Julia ist tot, es lebe Romeo und Julia.
Regisseurin Maya Fanke und Ausstatterin Julia Burde verstehen sich auf die kraftvolle Reduktion (…) Großartig die nach allen Dimensionen variable Bühnenfläche, aus der sich Abgründe auftun, Mauern hochfahren, der berühmte Balkon um eine Dachfläche erweitert wird, sich ein Kreuz mit Aufdruck eines steinernen Engels herauskristallisiert. (…) Alles ist Ruhe und Bewegung zugleich. (…) Regisseurin Maya Fanke setzt Julia und Romeo in eine kalte Welt zwischen Projektionen, anonymen Anweisungen, Härte. Romeo schleicht sich auf das Maskenfest der feindlichen Familie Capulet und wird zum gefährdeten Grenzgänger. (...) Es sind die Bilder hinter den Bildern, die Maya Fankes Bühnensprache auszeichnet. (...) So ist die erste Begegnung zwischen Romeo und Julia gleichzeitig ein furioses Aufeinanderprallen der Jahrhunderte, ein projiziertes barockes Feuerwerk versus Discokugel-Glamour.
Während die Capulets sich zu Techno-Beat mechanisch „abtanzen“, bleibt für Romeo und Julia die Zeit bei klassischer Musik stehen. Ein seltener Moment, den die Reduktion des Stückes reduziert nicht zuletzt auch die Gefühle auf ein Schnell-Schnell, auf ein „Spiel“, bis der Strom der tragischen Geschehnisse die Versessenen in rasantem Tempo mitreißt. (…) Romeo und Julia als zeitgemäße „Alltagshelden“ sind im atemberaubenden Abwärtsstrudel gefangen. Es ist die nackte Verstrickung in die aufpeitschende Handlung, die Julia zur Waffe greifen lässt: Hass produziert Hass und vernichtet jede Liebe. Maya Fanke hat die Kehrseite der Liebesgeschichte herausgearbeitet, eine nachdenklich und auch traurig stimmende Inszenierung.“
Neue Westfäliche Zeitung
“Perfekter Auftakt in die neue Spielzeit am Paderborner Theater. (...) Mit einer erfrischenden und zunehmend spannenden Inszenierung des Shakespeare-Klassikers haben die Westfälischen Kammerspiele die Saison eröffnet. Regisseurin Maya Fanke (…) transportiert das tragische Liebesdrama behutsam in die Gegenwart, wobei die Bezüge in die Entstehungszeit des Schauspiels stets erkennbar bleiben. (…) Nach nur gut zwei Stunden sind das Gift geschluckt und der tödliche Messerstich ausgeführt. Maya Fanke hat die Handlung so geschickt gerafft, dass textliche Striche überhaupt nicht auffallen. Die zügig inszenierte Geschichte verzichtet auf Ablenkungen und Schnörkel und bringt das tragische Geschehen fokussiert auf den Punkt: Wer nach außen Krieg will, wird im Inneren keinen Frieden finden.
Das Premierenpublikum spendete kräftigen Schlussapplaus.“
Westfälisches Volksblatt.