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„Grotesker Antiwitz: – Wilde à la Jelinek im Schauspielhaus“
„Die Charity als Nebenjob der Berufsgattin, der Flirt als angenehme Begleiterscheinung der Party Pflicht: So manches scheint auch heute noch zum Alltag jener Oberen zehntausend zu gehören, den Oscar wilde im ausgehenden 19. Jahrhundert so vortrefflich für die Nachwelt zu dokumentieren wusste. (…) Dabei gelingt es Regisseurin Maya Fanke exemplarisch, den vordergründig platten aber hintersinnig fiesen Jelinek-Ton zu treffen. Vom hochalpinen „Wintergarten“ (Bühne: Tobias Kreft) bis zu den grellen Kostümen von Alexia Engl ist hier alles heillos übertrieben, die Satire überholt sich selbst und wird zum völlig grotesken Aberwitz. Stark! Nicht zuletzt lässt Fanke bei den Darstellern Präzision walten, wie sich vor allem an zwei Neuzugängen konstatieren lässt: Susanne Wende spielt die Moralistin Lady Chiltern als köstlich schrille Schreckschraube, Martina Dähne steuert als Femme Fatale Mrs. Chevely vielschichtige Sprachbehandlung bei. Von Antony Connor als Opfer-Täter Sir Chiltern bleibt vor allem sein psychotischer Beischlaf-Tick in Erinnerung, von Simon Ahlborn sein kurioser Zeitlupen-Butler. Ute Hamm mutiert als Lady Markby zum deutschen Schäferhund, Martin Brunnemann, Katharina Pizzera, Olaf Salzer, Elisabeth Bauer und Alexandra Sigurna komplettieren ein äußerst spielstarkes Ensemble.“ Florian Oberhammer
Der Standart 13.12.13